Heft 59
Luther, Bonhoeffer, Papst Franziskus – Reformation 2017
Inhalt
I. Dokumentation der Frühjahrstagung 2017 des dbv
DANIEL BALDIG
„Ökumenische Reformation“ – Von der Freiheit eines Christenmenschen zur Befreiung aus ungerechten Verhältnissen
GUNTER PRÜLLER-JAGENTEUFEL
„… weil Freiheit eine Beziehung ist und sonst nichts“
ULRICH DUCHROW
Befreiung vom Mammon. Kapitalismuskritik bei Luther und Calvin – Reformatorische Erkenntnisse aus evangelischer Sicht
BEATE SCHUTTE
Verbindung zwischen Jan Hus, böhmischer Reformator, und Martin Luther, deutscher Reformator
JAROSLAV ŠEBEK
Reformator Jan Hus – Rezeption seines Lebens und Werks in der modernen Zeit
PETRA ROEDENBECK-WACHSMANN / BERND VOGEL
Impulspredigt zu Hiob 19
II. Bonhoeffer und Reformation
AXEL DENECKE
„Tue Buße … und tue die ersten Werke“ (Apk 2,4).
DETLEF BALD
„Fanfaren“ zum Reformationstag 1932
JOCHEN CORNELIUS-BUNDSCHUH
Freiheit und Verantwortung bei Dietrich Bonhoeffer
III. Luther und Frieden
DIETER STORK
Luther und der Friede
EKD-ERKLÄRUNG
„Vergib uns unsere Schuld“ (Matthäus 6, 12)
IV. Rück- und Ausblicke zu den Erfurter Tagungen 2015 und 2016
DETLEF BALD
Suche nach einer neu zu begründenden Freiheit
V. Kolumne
VI. Rezensionen
HELMUT WEIDEMANN
Ausgehebeltes Völkerrecht
HANS-ULRICH OBERLÄNDER
Trotz Krise Hoffen auf eine lebenswerte Zukunft?
VII. dbv intern
AXEL DENECKE
Die Zukunft des dbv (Thesen)
VIII. Termine
Editorial
Verehrte Leserinnen und Leser,
seit vielen Monaten schon – bereits seit weit vor der Jahreswende – sind all überall im öffentlichen Raum Hinweise zu sehen auf das sog. „Reformationsjubiläum 2017“. Redaktionen aller Medientypen ebenso wie Künstler aller Richtungen widmen sich dem Thema auf nahezu jede denkbare Weise. Kirchengemeinden initiieren Veranstaltungen. Tourismusbüros besonders an den „Orten der Reformation“ bieten Sonderprogramme an. Der Büchermarkt bietet eine unüberschaubare Fülle von Neuerscheinungen und Wiederaufnahmen... Kurzum: „Reformation“ und „Luther“ sind in (fast) aller Munde.
So nimmt es nicht wunder, dass auch der Dietrich-Bonhoeffer-Verein (dbv) im Jahr 2017 einen Schwerpunkt auf die Beschäftigung mit dem Erbe der Reformation(en) und Reformatoren legt. Hier zeigt sich die Stärke des dbv, die uns prägenden, gründenden Traditionen und Quellen immer wieder auf ihre Geltung für das Gegenwärtige hin zu befragen. Die vorliegende Ausgabe der „Verantwortung“ bietet einen vielfältigen Ausweis dieser Qualität.
Die diesjährige Frühjahrstagung beispielsweise konnte leisten, nicht bloß unverbindliche Rückschau auf die Ereignisse von vor 500 Jahren im mitteldeutschen bzw. mittel- und osteuropäischen Raum zu halten, vielmehr
wurden Impulse aus dieser Zeit freigelegt, die für unsere Gegenwart von größtem Interesse sein sollten. Ich nenne in diesem Zusammenhang beispielhaft die klare Kritik Martin Luthers am seinerzeitigen Finanz-, Geld- und Wirtschaftssystem. Die Erkenntnis, dass derlei Positionen noch heute volle Berechtigung und u. a. in Papst Franziskus eine geistige Verwandtschaft haben, gehörte unzweifelhaft zu den Höhepunkten der Tagung.
Es verwundert nicht, dass sich auch Dietrich Bonhoeffer für das Reformations-Thema als reiche Quelle erweist. Seine Predigt zum Reformationstag im Jahr 1932 hat nicht an Kraft eingebüßt, bietet nach wie vor eine Fülle von Impulsen.
Luther, Bonhoeffer, Papst Franziskus – jede dieser drei Persönlichkeiten steht für eine klare, nicht immer unumstrittene Sprache. Wer sich auf sie einlässt, wird herausgefordert werden in der eigenen Haltung zur und in der Welt. So bliebe „Reformation“ ein Dauerthema, unabhängig von Jubiläen und unentrinnbarer Präsenz im öffentlichen Raum.
Im „Stowasser“, dem gängigen Lateinisch-deutschen Schulwörterbuch, sind zum Verb „reformare“ folgende Bedeutungen angegeben: umgestalten, verwandeln, wiederherstellen. Eine Lektüre in eben diesem Sinne wünscht Ihnen
Ihr Daniel Baldig