Was uns bewegt
Unser Verein heißt: „Dietrich-Bonhoeffer-Verein zur Förderung christlicher Verantwortung in Kirche und Gesellschaft e. V.“ (dbv)
Er orientiert sich an Leben und Werk seines Namensgebers, des Theologen, Widerstands-kämpfers und Märtyrers Dietrich Bonhoeffer. Folgende Zitate (aus „Widerstand und Ergebung“ mit Briefdatum von 1944, sonst Seitenzahl aus DBW) bewegen uns immer wieder zu bewusstem Glauben, kritischem Denken und verantwortlichem Handeln:
„Was glauben wir wirklich? d.h. so, daß wir mit unserem Leben daran hängen?“ (Entwurf einer Arbeit, bei 3.8.)
„Die Frage heißt: Christus und die mündig gewordene Welt.“ (8.6.)
„Nicht um das Jenseits, sondern um diese Welt, wie sie geschaffen, erhalten, in Gesetze gefaßt, versöhnt und erneuert wird, geht es doch.“ (5.5.)
„Es gibt kein wirkliches Christsein außerhalb der Wirklichkeit der Welt und keine wirkliche Weltlichkeit außerhalb der Wirklichkeit Jesu Christi. Es gibt keinen Rückzugsort der Christen von der Welt.“ (Ethik, DBW 6, 47)
„Vor und mit Gott leben wir ohne Gott.“ (16.7.)
„Es ist mir wieder ganz deutlich geworden, daß man Gott nicht als Lückenbüßer unserer unvollkommenen Erkenntnis figurieren lassen darf.“ (8.6)
„Wenn die Religion nur ein Gewand des Christentums ist […], was ist dann ein religionsloses Christentum?“ (30.4.)
„Wie sprechen wir von Gott – ohne Religion, d.h. eben ohne die zeitbedingten Voraussetzungen der Metaphysik, einer individualistischen Heilslehre etc. etc.?“ (30.4. vgl. 5.5.)
„Das ‚Jenseits‘ Gottes ist nicht das Jenseits unseres Erkenntnisvermögens!“ (30.4.)
„Man kann nicht Gott und Wunder voneinander trennen […], aber man muß beide ‚nicht-religiös‘ interpretieren und verkündigen können.“ (5.5.)
„Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr die tiefe Diesseitigkeit des Christentums kennen und verstehen gelernt.“ (21.7.)
„Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen […]. Es wird eine neue Sprache sein, vielleicht ganz unreligiös, aber befreiend und erlösend, wie die Sprache Jesu […].“ (Gedanken zum Tauftag von Dietrich Bethge, Mai 1944)
„Im Gespräch kann immer etwas Neues geschehen.“ (Juli 1944, DBW 8, 507)
„Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns eigentlich ist.“ (30.4.)
„Begegnung mit Jesus Christus. Erfahrung, daß hier eine Umkehrung alles menschlichen Seins gegeben ist, darin, daß Jesus nur ‚für andere da ist‘. Das ‚Für-andere-Dasein‘ Jesu ist die Transzendenzerfahrung!“ […] Glaube ist das Teilnehmen an diesem Sein Jesu.“ (EeA, bei 3.8.)
„Nicht der religiöse Akt macht den Christen, sondern das Teilnehmen am Leiden Gottes im weltlichen Leben.“ (18.7.)
„Der leidende Mensch ist Gottes Ebenbild.“ (DBW 13, 517)
„Jesus ruft nicht zu einer neuen Religion auf, sondern zum Leben.“ (18.7.)
„Ist nicht die Gerechtigkeit und das Reich Gottes auf Erden der Mittelpunkt von allem?“ (5.5.)
„Das Gebot Gottes ist Erlaubnis. Darin unterscheidet es sich von allen menschlichen Gesetzen, daß es die Freiheit – gebietet.“ (Ethik, DBW 6, 368)
„Der Verantwortliche ist an den konkreten Nächsten in seiner konkreten Wirklichkeit gewiesen. Sein Verhalten liegt nicht von vornherein und ein für allemal, also prinzipiell fest, sondern es entsteht mit der gegebenen Situation.“ (Ethik, DBW 6, 260)
„Das leibliche Leben, das wir ohne unser Zutun empfangen, trägt in sich das Recht auf seine Erhaltung. […] Das leibliche Leben ist wie das Leben überhaupt sowohl Mittel zum Zweck wie Selbstzweck. […] Kommt aber dem Leib eine Selbstzwecklichkeit zu, so gibt es auch ein Recht auf leibliche Freuden […].“ (Ethik, DBW 6, 179f.)
„Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“ (EeA, bei 3.8.)
„Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“ (1935/38, mündlich überliefert)
„Eine Verstoßung d. Juden aus dem Abendland muß die Verstoßung Christi nach sich ziehen; denn Jesus Christus war Jude.“ (DBW 6, 95)
„Nur das Eine große ökumenische Konzil der Heiligen Kirche Christi […] kann es [= das Wort vom Frieden] so sagen […], daß die Völker froh werden, weil die Kirche Christi ihren Söhnen im Namen Christi […] den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt.“ (Rede in Fanö 1934, DBW 13, 301)
„Es gibt doch nun einmal Dinge, für die es sich lohnt, kompromißlos einzustehen. Und mir scheint, der Friede und soziale Gerechtigkeit, oder eigentlich Christus, sei so etwas.“ (Brief an Karl-Friedrich Bonhoeffer vom 14.1.1935, DBW 13, 273)
„Das Christentum steht und fällt mit seinem revolutionären Protest gegen Gewalt, Willkür und Machtstolz und mit seiner Verteidigung der Schwachen.“ (DBW 13, 516)
„Die letzte verantwortliche Frage ist nicht, wie ich mich heroisch aus der Affäre ziehe, sondern wie eine kommende Generation weiterleben soll.“ (DBW 8, 25)
„Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag.“ (19.12.)
Bonhoeffers Überzeugungen spiegeln sich heute im konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung wider. Der dbv wendet sich mit diesen Anliegen an die Öffentlichkeit, die kirchlich oder politisch interessiert ist, Anstöße für ein Leben zu geben, das nach ethischen Maßgaben der Gemeinschaft dienen soll.
Wir wollen das Werk von Dietrich Bonhoeffer unvoreingenommen und authentisch verstehen, zur Diskussion stellen und fragen, welche Anregungen Bonhoeffer für die Gegenwart geben kann. Dies geschieht auf Tagungen, die allen offenstehen, durch aktives Mitwirken in der Vereinsarbeit, mit Vorträgen und Beiträgen in der Zeitschrift „Verantwortung“, mit sporadischen Resolutionen, durch die Interaktion und Information via Webseite und auf anderen Wegen.