Heft 20/21

Gesellschaft im Wandel – Welche Zukunft hat Kirche?

Cover Heft 20/21

Inhalt

Programm
für die Akademie-Tagung des dbv in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt vom 16. bis 18. Mai 1997 in der Tagungsstätte Augustinerkloster Erfurt

Referate
Friedrich Schorlemmer: Von der Euphorie zur Irritation – Kirche und Gesellschaft im Osten Deutschlands

Sabine Bobert-Stützel: Kirche für andere – das Kirchenverständnis Dietrich Bonhoeffers

Martin Stöhr: Von Gott herausgerufen – Kirche als Solidarmodell für die Gesellschaft

Monika Renninger: Welches sind Schritte in die richtige Richtung – damit Kirche deutlicher als Kirche erkennbar wird?

Projektberichte
Florian Sorkale: EDCS (Ökumenische Entwicklungsgenossenschaft)

Christoph Körner: Vorstellung der Projektarbeit des Vereins „Christen für gerechte Wirtschaftsordnung“ (CGW)

Detlef Bald: Die Forderung nach einer Kultursteuer als allgemeiner staatsbürgerlicher Pflicht

Hajo Stabenau: Kultur- bzw. Sozialsteuer – eine allgemeinverbindliche staatsbürgerliche Pflicht

Anlage I zu dem Bericht von Hajo Stabenau: Brief des dbv betreffend „Unterstützer-Liste und Netzwerk für eine ‚Kultur- und Sozialsteuer’“

Anlage II zu dem Bericht von Hajo Stabenau: Rückantwortbrief an den Dietrich-Bonhoeffer-Verein für die Eintragung in die Unterstützerliste für eine ‚Kultur- und Sozialsteuer’

Hans-Ulrich Oberländer: Wunschtraum oder bald Realität? Aus erneuerbaren Quellen gespeiste Stromverbundnetze zur stetigen Versorgung der Europäischen Union

Pfingst-Predigt
von Heino Falcke über die Pfingstgeschichte Apostelgeschichte 2, 1 ff.

Resolutionen
Resolution Nr. 23 des dbv: Frieden wagen – auf dem gewaltfreien Weg von Dialog und Kooperation. Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein unterstützt die „Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst“

Anhang I zur Resolution Nr. 23: „Berliner Erklärung für einen Zivilen Friedensdienst“ – Text, Unterzeichner/Innen sowie Unterschriften-Liste

Anhang II zur Resolution Nr. 23: Pressemitteilung „SPD ehrt Forum Ziviler Friedensdienst“

Resolution Nr. 24 des dbv: Gegen eine unzulässige Instrumentalisierung Gottes. Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein hält die Verwendung christlichen Liedgutes im Rahmen öffentlicher Feiern in der Bundeswehr für nicht mehr angemessen.

Anhang I zur Resolution Nr. 24: Brief an den Rat und die Synode der EKD vom 04.10.97 mit der Bitte um Stellungnahme

Anhang II zur Resolution Nr. 24: Antwortbrief des Kirchenamtes der EKD vom 4. Dezember 1997

Resolution Nr. 25 des dbv: Zukunftsfähige Kirche – Solidarität mit Flüchtlingen, Ausländern und Asylsuchenden. Der Dietrich Bonhoeffer-Verein fordert ausreichende Unterstützung der Arbeit mit Flüchtlingen und für Flüchtlinge

Anhang I zur Resolution Nr. 25: Ausführungen der Ausländerbeauftragten der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (KPS)

Anhang II zur Resolution Nr. 25: Schreiben des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages an den Dietrich-Bonhoeffer-Verein vom 10.06.1097

Adressenliste

Pressespiegel
Bericht im Deutschen Pfarrerblatt 7/97 S. 366

Ehemaliger Propst: Kritik an Form von Gelöbnisfeiern

Schorlemmer: Ostdeutsche Kirchen in fundamentaler Krise

Mitmenschlichkeit: Bürgerpreis an Forum Ziviler Friedensdienst

Bericht in der Jungen Kirche 6/7 S. 366

Hinweis auf den Bericht im Bonhoeffer-Rundbrief 53/97 S. 50


Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die große Herausforderung für die Kirche der kommenden Jahre und Jahrzehnte ist der unaufhaltsame Übergang in das „nachkonstantinische Zeitalter“. Dies erfordert verantwortungsbewußte Schritte im Annehmen der faktisch bereits bestehenden Minderheitssituation der christlichen Kirchen.

Dietrich Bonhoeffer hat dies prophetisch als den Weg in die „Freiwilligkeitskirche“ oder „Gemeindekirche“ bedacht und beschrieben – ein Erbe Bonhoeffers, das in der Restaurationsepoche nach dem Krieg vor allem in den westlichen Bundesländern mehr oder weniger tabuisiert wurde, um die Anknüpfung an das früher Gültige und immer noch Gewohnte nicht zu stören.

Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein (dbv) hat diese Thematik in den Mittelpunkt seiner Jahrestagung in Erfurt vom 16. bis 18. Mai 1997 gestellt, um zu der überfälligen Klärung der vor allem angesichts der deutschen Vereinigung aufgebrochenen Fragen beizutragen. Dies hat zu einem hochinteressanten Austausch aus der Perspektive westlicher und östlicher Bundesländer geführt.

In der vorliegenden Doppelnummer der Zeitschrift „Verantwortung“ 20+21/97 werden die Referate und Projektberichte, die Predigt des Tagungsgottesdienstes in der Erfurter Augustinerkirche, sowie die Resolutionen aus der Mitgliederversammlung des dbv, mit der die Tagung abgeschlossen wurde, allgemein zugänglich gemacht und zur Diskussion gestellt.

Mit der Veröffentlichung kommen wir einem ausdrücklichen Wunsch der Tagungsteilnehmer nach. Die Texte möchten ermutigen und können helfen, nötige Schritte vorzubereiten, indem sie vorwärtsweisende Grundsätze und auch eine Reihe praktischer Anregungen vor Augen führen. Wir haben die Hoffnung, daß mit der Publikation der gegenseitige Austausch gefördert wird.

Die Zeitschrift „Verantwortung“ kann nicht nur direkt beim dbv (siehe Impressum), sondern auch über den normalen Buchhandel bezogen werden. Die Lektüre ist für Gemeindeglieder – von den ‚normalen’ Kirchenbesuchern bis zu den mit ihrer jetzigen Kirche höchst Unzufriedenen – ebenso interessant wie für Mitglieder von Synoden und anderen kirchenleitenden Gremien.

Den Teilnehmern an dem Tagungsgottesdienst am Pfingstsonntag, dem 18. Mai 1997, war besonders eindrücklich die Pfingstpredigt von Propst Heino Falcke. Die Kirche wird – so Heino Falcke – die Kraft, die in den Schwachen mächtig ist, nur dann erfahren, wenn sie ihre Schwäche annimmt:

„Luther hat den halbherzigen Glauben, der dieses Angewiesensein nicht aushält, mit einem Mann verglichen, der seinen Hut aufhält „und rüttelt ihn doch ohn Unterlaß und hält ihn nicht still, daß, wenn ihm einer wollt tausend Gulden dreingeben, sie nicht könnte hineinschütten und sagte: Halt doch den Hut still!“ Zukunft hat nicht eine Kirche, die den Hut aufbehalten will, nicht eine Kirche, die vor den Mächtigen den Hut zieht oder mit dem Hut in der Hand durch das Land zieht. Zukunft hat eine Kirche, die sich sagen lässt: „Halt doch den Hut still!“ Freilich, nicht mit einer abwartenden Kirche beginnt Pfingsten, sondern mit einer Kirche die voller Erwartung ist, in gespannter Erwartung alle Antennen ausfährt, alle Sinne auf Empfang einstellt für den Geist.“

Nicht zu einer abwartenden Kirche, sondern zu einer Kirche voller Erwartung wollen wir gehören. Um diese Erwartungshaltung zu artikulieren und ins Gespräch zu bringen, haben wir die folgende Publikation im Auftrag des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins und des Redaktionsteams der Zeitschrift „Verantwortung“ herausgegeben.

 

Karl Martin Konrad Moll
Wiesbaden-Sonnenberg        Esslingen