Bonhoeffer-Ausstellung „Mensch Dietrich“

Eine kreative Annäherung an Dietrich Bonhoeffer

Texte und Bilder einer Jahrgangsstufe 9 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Neunkirchen

1. Eine goldene Kindheit

Seine ersten Schritte ins Leben verliefen sehr behütet und umsorgt von liebevollen Eltern. Der Vater war ein international bekannter Psychiater, für den seine Frau, aus einer Adelsfamilie stammend, sämtliche Privilegien aufgegeben hatte, weil sie „unter Stand“ heiratete. Dietrichs Erziehung war mit Sicherheit streng, aber trotzdem hat er seine Kindheit genossen. Mutter Bonhoeffer las Kindern begeistert aus den Kinderbibeln vor und steckte Dietrich mit ihrer Begeisterung an. Mit seinen älteren Brüdern hatte er nicht so viel gemeinsam, Dietrich spielte wesentlich lieber mit seinen zwei jüngeren Schwestern. Eigentlich gab es immer jemanden zum Spielen, schließlich waren sie insgesamt acht Kinder

2. Lehr- und Studienjahre – Der weite Blick über den Tellerrand

Nach der Schule entschied sich Dietrich, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden, trotz der Zweifel seines Vaters und milde belächelt von seinen Brüdern. Mutter Paula unterstützte ihn jedoch von Anfang an und auch der Rest der Familie erkannte bald seine große Leidenschaft für die Theologie. Er war froh, dass er mit seiner Fächerwahl endlich seinen ganz eigenen Weg abseits des Vaters suchen konnte.

Nach und nach lernte Dietrich die „große weite Welt“ kennen und studierte für einige aufregende Monate in Rom, wo er einer völlig anderen Art „Kirche sein“ begegnete und voller neuer Eindrücke nach Deutschland zurückkehrte. Nach seinem Studium arbeitete er zuerst als Gemeindepfarrer der deutschen Gemeinde in Barelona: Später kam Dietrich bis nach Harlem, New York, wo er hautnah erfuhr, welche tiefe Bedeutung das Evangelium während der Zeit der Rassentrennung für die schwarzen Amerikaner hatte. Hier bekam er ein sehr feines Gespür dafür, wie zerstörerisch soziale Ungerechtigkeit auf die Menschen wirken kann.

3. 1933 - Hitler kommt an die Macht

Zurück in Deutschland spürte er, dass die Wahlversprechen des neuen Reichskanzlers Hitler, Deutschland nach dem verlorenen 1. Weltkrieg wieder „nach oben“ zu bringen, Arbeit für alle zu schaffen und niedrigere Preise, lediglich Fassade waren. Er erkannte viel früher als andere, welche Gefahr von Adolf Hitler ausging – und dass der „Führer“ der Deutschen immer mehr zum Verführer der Masse wurde. Dietrich entschied sich als einer der ersten, dies immer wieder laut und öffentlich zu sagen, um die Leute vor Hitler zu warnen.

Das peinliche Schweigen seiner eigenen Kirche zur „Judenfrage“ beschämte ihn zutiefst. So hielt er einen leidenschaftlichen Vortrag vor Berliner Pfarrerkollegen, mehr Mut zum Schutz der Juden aufzubringen und sich zur Not direkt gegen den deutschen Staat zu stellen. Aber alle Pastoren verließen nach und nach den Redesaal! Die Angst vor den Folgen, wenn sie sich gegen Hitler auflehnten, ließ sie verstummen. Aber es gab noch mehr Christen wie Dietrich Bonhoeffer, die sich Hitlers Rassenideologie nicht anschließen konnten: Sie organisieren sich in der „Bekennenden Kirche“.

Später wird Dietrich gefragt, ob er nicht für die „Bekennende Kirche“ Pfarrer ausbilden könnte und er willigt ein. Im Predigerseminar Finkenwalde leben und arbeiten Dietrich und seine Studenten eng zusammen und es entsteht eine wunderbare Gemeinschaft, die alle tief prägt.

4. 1939 – Sicherheit oder Verantwortung?

Für bekannte „Judenfreunde“ wie Dietrich besteht in Deutschland Lebensgefahr. Da kommt aus Amerika eine Anfrage, ob er nicht als Dozent dort lehren wolle. Seine engsten Freunde finden die Idee hervorragend und richtig und übernehmen die ganze Organisation. Aber kaum ist er mit dem Schiff im sicheren Amerika angekommen, quälen ihn Selbstvorwürfe, weil er alle zurückgelassen hat, die ihm am Herzen liegen. Ist er etwa dem Ort ausgewichen, an dem Gott für ihn ist, nämlich Deutschland?

In den kommenden Tagen ahnte er immer mehr: Er kann nicht in Amerika bleiben, er muss wieder zurück, egal, was dies für ihn auch bedeuten mag. Und so reist er mit einem der letzten Schiffe zurück in ein Deutschland, das nicht mehr wiederzuerkennen ist …

5. Dietrichs Arbeit im Widerstand (1939 bis 1945)

Seine Kirche schweigt weiter und tut nichts, um den deutschen Rassenwahn und Judenhass aufzuhalten! Er bekommt Kontakt zur deutschen „Abwehr“, der Spionage-Abteilung Hitlers. Admiral Canaris arbeitet dort zwar nach außen für die Nationalsozialisten, in Wahrheit jedoch versucht er heimlich, den Sturz des Diktators und die Zeit danach, nämlich die bedingungslose Kapitulation für ein friedliches Deutschland, vorzubereiten. In seiner Abteilung kommt Dietrich unter und soll sein großes Netzwerk nutzen, um den Umsturz mit vorzubereiten.

Auf der Wannsee-Konferenz wird die Massenvernichtung der deutschen Juden beschlossen, die „Endlösung der Judenfrage“. Längst schon quält Dietrich Bonhoeffer die Frage und raubt ihm den Schlaf, nämlich die der Schuld: Welche Schuld ist größer? Die, den Massenmord an den Juden durch einfaches Nichtstun und Wegschauen weiter zu dulden? Oder die, den einzig möglichen Weg zu gehen und das Morden durch die Tötung Hitlers zu beenden? Er gelangt zu der Überzeugung: Es gibt Situationen, in denen ein Christ aus Liebe zum Nächsten schuldig werden muss. Und dieser Moment scheint ihm nun gekommen: Hitler muss weg, damit Deutschland eine friedliche Zukunft haben kann.

6. Mitten im deutschen Terror: Liebe

Mitten in all dem Chaos verliebt sich Dietrich in Maria von Wedemeyer. Sie ist viel jünger als er, so neugierig, intelligent und lebensfroh. Sie verloben sich im Januar 1943. Doch nur zwei Monate nach ihrer Verlobung wird Dietrich wegen „Wehrkraftzersetzung“ gefangen genommen und in das Militärgefängnis nach Tegel gebracht. Als dann auch noch das von ihm mit geplante Attentat auf Hitler scheitert und in den Akten auch sein Name auftaucht, beginnt für Maria, seine Familie und ihn eine unglaubliche emotionale Zerreißprobe: Kommt er frei oder bringen sie ihn um? Bis zum Ende scheint jeden Tag beides möglich. Maria und er schreiben sich Liebesbriefe, die hin- und hergeschmuggelt werden. Sie sind neben ein paar kurzen, überwachten Besuchen der einzige Kontakt.

7. Das Ende – Der Beginn des Lebens

Wenn Dietrich an Maria und an seine Mutter, Vater und die Geschwister schreibt, versucht er, die Todesangst, die ihn oft überfällt, nicht spürbar werden zu lassen. Nur seinem Freund Eberhard Bethge vertraut er sie an. Aber in den dunkelsten Stunden tröstet ihn der Glaube, sodass er nun wiederum Mitgefangenen beistehen kann, und selbst die Wärter, vor allem einer, bemerken dieses Anders-Sein Dietrichs und bewundern ihn für seine Haltung. Er hatte Gelegenheit zur Flucht, alles war bereit, aber sein Bruder wurde am Tag zuvor ebenfalls gefangen genommen und so floh er nicht, sondern blieb … Bei aller Angst wusste er sich „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Dieses Gedicht, das sein bekanntestes werden wird und bis heute vielen Menschen Trost und Hoffnung gibt, schreibt er sechs Monate vor seiner Ermordung im Herbst 1944 aus dem Gefängnis. Seine letzten überlieferten Worte sind diese: „Dies ist dasEnde. Für mich der Beginn des Lebens …“

Dietrich Bonhoeffer wird am 9. April 1945, nur wenige Wochen vor der endgültigen Kapitulation Deutschlands, nach einem Scheinprozess erhängt und verbrannt. Maria von Wedemeyer und seine Familie erfahren dies jedoch erst nach einem Gedenkgottesdienst in London aus dem Radio.

Dietrich-Bonhoeffer Gymnasium

Texte aus dem Religionsunterricht