Wanderausstellung „Dietrich Bonhoeffer“

Diese Ausstellung möchte

  • den persönlichen Weg Dietrich Bonhoeffers vom Universitätsdozenten, Studenten- und Jugendpfarrer zum christlichen Pazifisten aufzeigen,
  • über seine Aktivitäten und seine Rolle im kirchlichen und politischen Widerstand gegen die Ideologie und Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten informieren,
  • seine bahnbrechenden theologischen Erkenntnisse zum Christsein heute und den Perspektiven des Christentums in der modernen Gesellschaft bekannt machen,
  • anhand der Lebensgeschichte Bonhoeffers bewusst machen, wie wichtig Überzeugungstreue und Zivilcourage angesichts von Ausgrenzung, Entrechtung und Rechtsextremismus sind.

Die 13 Tafeln beginnen mit den Familiendaten, es folgt Bonhoeffers theologisches Werden. Die Auseinandersetzung mit dem Nazi-Regime schließt sich an: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen.“ Die Gefängniszeit schließt sich in den letzten Tafeln an – bis zu seiner Ermordung im KZ Flossenbürg.


Es folgt eine Kurzbeschreibung der Tafeln:

Tafel 1

"Die große Familie hatte einen ungewöhnlichen Zusammenhalt"
Zitat von Eberhard Bethge - Freund Bonhoeffers und Herausgeber der Dietrich-Bonhoeffer-Werke

1906-1912 - Kindheit in Breslau, Familienbilder. Dietrich wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren.

Vater Karl war Professor der Psychiatrie und Neurologie, Mutter Paula von Hase erteilte ihren 8 Kindern selbst den Grundschulunterricht.

Tafel 2

"... dass man so genau wissen konnte, wo man stand"
Aus dem Bericht eines Mitschülers von Bonhoeffer im Berliner Grunewald-Gymnasium nach der Ermordung des Außenministers Walter Rathenau 1922

1912-1923 - Jugend- und Schulzeit in Berlin Vater Karl übernimmt Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie in Berlin und wird Leiter der Charité. Dietrichs ältester Bruder Walter fällt im 1. Weltkrieg. 1916 Umzug ins neue Haus in Grunewald.

Tafel 3

„Ich fange an, den Begriff Kirche zu verstehen.“
Zitat aus Bonhoeffers italienischem Tagebuch während seines Aufenthalts in Rom

1923-1929 – Studienzeit

Dissertation: „Sanctorum Communio – Eine dog-matische Untersuchung zur Soziologie der Kirche“
Leitgedanke: „Christus als Gemeinde existierend.“

1928 – Vikariat in Barcelona

Tafel 4

„Wenn ich mit der Bergpredigt wirklich anfinge, ernst zu machen …“
Zitat aus einem Brief an seinen Bruder Karl-Friedrich

1930-1931 – Stipendiat am Union Tecnological Seminary in New York.
Beziehung zur schwarzen Bevölkerung in Harlem, Erkennen der Bedeutung des „social gospel“, Freund-schaft mit dem franz. Pfarrer und Pazifisten Jean Lasserre.

Reden Bonhoeffers in New York über die Gefahren für Deutschland durch den Versailler Vertrag.

Tafel 5

„Wir müssen täglich entscheiden …“
Bonhoeffer, zitiert aus der Predigt vom 8. Mai 1932

1931-1933 – Nach der Habilitation („Akt und Sein“ 1930) Privatdozent und Studentenpfarrer an der TH Charlottenburg.

Als Pfarrer an der Zionskirche wird Bonhoeffer mit der sozialen Frage konfrontiert: Armut, Arbeitslosigkeit. Der Plan, eine Jugendstube für arbeitslose Jugendliche zu eröffnen, wird durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten vereitelt.

Tafel 6

„Bekenne, bekenne, bekenne!“
Bonhoeffer, zitiert aus der Predigt vom 23. Juli 1933

1933 – Machtergreifung Hitlers

Rundfunkrede Bonhoeffers: „Der Führer und der einzelne in der jungen Generation.“

Reichstagsbrand – Beschränkung des Rechts auf Meinungsfreiheit – Arierparagraf – Kirchenkampf (Deutsche Christen vs. Bekennende Kirche).

Tafel 7

„Noch einmal darum: Wie wird Friede? Wer ruft zum Frieden, daß die Welt es hört, zu hören gezwungen ist?“
Zitat aus der Friedensrede Bonhoeffers auf der ökumenischen Jugend-Konferenz auf der Insel Fanø im August 1934

1931-1937 – Pastor in London (1933/34), Freundschaft mit Bischof George Bell, 1934 Fanø und Barmer Theologische Erklärung. Beeindruckt von der Praxis des gewaltlosen Widerstands von Mahatma Gandhi eröffnet Bonhoeffer einen Briefwechsel mit ihm.

Tafel 8

„Alles, was wir hier tun, ist nun illegal und wider das staatliche Gesetz“
Aus dem Brief eines Finkenwalder Vikars

1935-1937 – Bonhoeffer leitet das Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde bei Stettin (1937 von den Nazis geschlossen, dann „illegal“ als „Sammelvikariate“ bis ca. 1940 weitergeführt).

Es erscheinen die Werke „Nachfolge“ und „Gemeinsames Leben“.

Tafel 9

„Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen!“
Überlieferter Ausspruch Bonhoeffers zur Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten

1938 – Reichspogromnacht „… die Kirche war stumm, wo sie hätte schreien müssen …“
Zitat aus der „Ethik“

Flucht von Bonhoeffers Zwillingsschwester Sabine mit jüdischem Ehemann Professor Leibholz nach London.

Tafel 10

„Wir werden uns jetzt für ganz andere Dinge gefährden müssen, aber nicht für diesen Salut“
Bonhoeffer zu Eberhard Bethge in einem öffentlichen Lokal nach der Sondermeldung von der Kapitulation Frankreichs, als Bethge den Arm zum vorgeschriebenen Hitlergruß nicht heben wollte.

1939-1943 – Abbruch eines Lehrauftrags am Union Tecnological Seminary in New York und Rückkehr nach Deutschland: „Ein Christ flieht nicht.“. Bonhoeffer wird offiziell politischer Referent im Amt „Ausland/Abwehr“ im OKW unter Canaris und Oster, in Wirklichkeit unterstützt er den pol. Widerstand. – Bonhoeffer schreibt seine Notizen zur „Ethik“.

Tafel 11

„Trennung von Menschen … von der Vergangenheit … von der Zukunft“
Notizen Bonhoeffers aus der Haft

1943 – Inhaftierung Bonhoeffers und seines Schwagers Hans von Dohnanyi am 5. April.
Vernehmungen durch Oberkriegsgerichtsrat Roeder.

Eberhard Bethge fasst in „Widerstand und Ergebung“ die Briefe, Gedichte und Schriften, die Bonhoeffer im Gefängnis Tegel verfasst hat, zusammen und veröffentlicht sie nach dem Krieg.

Tafel 12

„… daß man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt.“
Zitat aus Widerstand und Ergebung

Besuche von Bonhoeffers Verlobter Maria von Wede-meyer im Gefängnis und Briefwechsel zwischen den Verlobten, veröffentlicht als „Brautbriefe Zelle 92“.

Sein Gedicht zum Jahreswechsel 1944/45 „Von guten Mächten“ widmet Bonhoeffer Maria.

Am 8. Oktober wird Bonhoeffer in das Gestapo-Kellergefängnis in der Prinz-Albrechtstraße überstellt.

Tafel 13

„Dann wollen wir uns auch über unser fragmentarisches Leben nicht beklagen.“
Zitat aus Widerstand und Ergebung

1945 7. Februar: Verlegung ins KZ Buchenwald.

8. April: Standgerichtsprozess im KZ Flossenbürg.

9. April: Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers zusammen mit Admiral Canaris, Oberst Oster und zwei anderen Widerstandskämpfern. Dietrichs Bruder Klaus Bonhoeffer und Schwager Hans von Dohnanyi wurden im KZ Sachsenhausen ermordet.